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Editorial

Ich wusste wohl, mein Brutus, dass, als ich das, was die geist-
reichsten und gelehrtesten Philosophen in griechischer Sprache
behandelt hatten, in lateinischer wiedergab, meine Arbeit man-
cherlei Tadel finden würde. Denn manchen und nicht gerade
ungelehrten Männern gefällt das Philosophiren überhaupt nicht;
andere wollen eine mässige Thätigkeit hier wohl gestatten, aber
meinen, dass man nicht so grossen Fleiss und so viele Mühe da-
rauf verwenden dürfe. Auch giebt es Männer, die, mit den
Schriften der Griechen vertraut, die lateinischen verachten und
sagen, dass sie ihre Mühe lieber auf jene verwenden mögen.
Endlich werden auch Einige mich vermuthlich an andere Wis-
senschaften verweisen, weil diese Art von Schriftstellerei, trotz
des Scharfsinns, doch nach ihrer Meinung meiner Person und
Würde nicht gezieme.

Gegen alle Diese möchte ich hier Einiges sagen. Den Tadlern
der Philosophie habe ich zwar schon hinlänglich in jener Schrift
geantwortet, worin ich die von Hortensius angeklagte und ge-
tadelte Philosophie vertheidigt und gelobt habe, und da diese
Schrift sowohl von Dir wie von Allen, denen ich ein Urtheil zu-
traue, gebilligt worden ist, so bin ich in diesen Arbeiten fortge-
fahren, damit es nicht scheine, als könnte ich das Interesse für
diese Wissenschaft wohl erwecken, aber nicht dauernd erhalten.
Wenn dagegen Manche, die dem wohl beistimmen, doch nur eine
mässigere Thätigkeit hier gestatten wollen, so fordern sie eine
Mässigung bei einem Gegenstande, wo sie schwer einzuhalten
ist, und der, einmal aufgenommen, sich nicht in Schranken hal-
ten oder wieder bei Seite legen lässt.

               Michael Korte
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